sicherlich kennt Ihr den Spruch „Qualität statt Quantität“, genau dieser gilt in Bezug auf das Licht auch in der Fotografie.
Anfangs denkt man in der Fotografie, dass je mehr Licht vorhanden ist das Fotografieren am Sinnvollsten ist. Doch das stimmt nicht ganz. Viel mehr kommt es auf die Lichtsituation an und natürlich auch auf das Motiv welches fotografiert werden soll.
Welche Lichtarten gibt es und kann man überhaupt von unterschiedlichem Licht sprechen?
Wenn man es genau nimmt, dann ist Licht eigentlich immer gleich. Photonen die von einer Lichtquelle ausgehen landen auf einem Objekt, werden zu einem Teil reflektiert oder adsorbiert. Das reflektierte Licht fällt zurück auf z.B. unser Auge oder den Kamerasensor und erzeugt dort ein Bild.
Jetzt kommt es natürlch darauf an, wie gerichtet das Licht ist.
Für sehr harte, kantige und grafische Motive ist hartes Licht meist günstiger, denn die Strukturen werden verstärkt. Softes, gedämpftes Licht hingegen ist, wie man schon vermuten kann, geeigneter für weiche eher empfindliche Motive wie Portraits von Frauen und Kindern, auch bei Macros ist weiches Licht wegen der gleichmässigen Ausleuchtung idealer und selbst Tierefotos profitieren von den weicheren Schatten.
Und genau darauf kommt es in der Fotografie an, dass das passende Licht zum Motiv ausgewählt wird, damit ein harmonisches Gesamtergebnis erzeugt wird.
„hartes und weiches Licht“
Doch wie schaut es im Einzelnen aus?
Wie bereits erwähnt gibt die Beschaffenheit des Motivs die optimale Lichtsituation vor.
Kommt es darauf an die Strukturen zu betonen, dann ist hartes gerichtetes Licht besser. Bei Verwendung eines Blitzes würde dies bedeutet, dass dieser direkt auf auf das Motiv gerichtet ist und kein Diffusor oder andere Weichmacher eingesetzt werden.
Kantige oder für hartes Licht geeignete Motive sind:
– Gebäude die durch harte Schatten erst Ihre Form bekommen
– Bei Portraits von Männern, gibt ein Hartes Licht dem ganzen Bild meist mehr einen maskulienen Eindruck.
– Architekturfotos wirken stärker, wenn durch das harte Licht Kontraste verstärkt werden.
– Interieur-Aufnahmen, die einen gewissen Charakter aufweisen sollen.
– wenn Schlagschatten gewünscht sind, z.B. eine Allee in der Landschaftsfotografie
– Mauerwerke
– Laute, erschreckende, beängstigende, schockierende oder chaotische Motive
– Motive mit überwiegend harten, geraden Linien
Eher weiche, sanfte Motive sind:
– Portraits von Frauen und Kindern
– Tiere und Pflanzen
– Makros, wo Schlagschatten eher ungewünscht sind
– Intime, harmonische und ruhige Motive
– Motive mit überwiegend runden und weichen Linien
Wo finde ich welches Licht?
Die Aufgabe eines richtigen Fotografen ist es das passende Licht zum Motiv zu finden und das ist oft gar nicht so einfach.
Stellen wir uns einmal vor, wie wollen eine Burg fotografieren. Wie wandern also durch die Natur und finden einen Standort, von wo aus die Burg richtig schön in der Landschaft platziert ist und eigentlich nur noch das Foto erstellt werden müsste. Viele Leute werden von dieser Stelle auch gleich ein Foto erstellen. Doch was ist wenn der Himmel bewölkt ist? Ja was ist dann? Genau das Licht ist sehr weich, flach und langweilig. Was sich im Foto wiederspiegelt. Jetzt will ich etwas reizen und sage mal, dass die meisten von Euch dann auch total von ihrer Leistung überzeugt sind und mit diesem Foto hausieren gehen als wären sie die Fotografen schlecht hin. Jetzt ist ein Fotograf aber nicht nur ein Auslöser drücker, sondern ein kreativer Geist, der, wenn er sich denn als Fotograf bezeichnen möchte, auf das passende Licht wartet. Sicherlich kann ein Foto in einer schlechten Situation als Gedankenstütze dienlich sein, wenn es darum geht, weitere Maßnahmen zu planen. Sei es das passende Licht kommt an diesem Tag einfach nicht zu stande oder das Wetter schlägt um und man muss die Aktion abbrechen.
Doch was wäre nun eine passende Lichtsituation? Der blaue Himmel ohne Wolken bei strahlender Sonne?
Nein nicht wirklich. Wobei dies natürlich je nach Standort durchaus auch sein kann.
Es ist allerdings so, dass Wolken gar nicht so negativ sind. Denn sie bringen Struktur in den Himmel. Im Gegensatz zu einem einheitlichen grau oder blau, bringen unterschiedliche Wolken mehr Abwechslung in diesen Bereich des Fotos. Am Anfang habe ich etwas von Strahlenbündel und Wolkenlücken geschrieben. Auf genau so etwas sollte in diesem Foto der Burg, dass erstellt werden soll, gewartet werden. Das Gemeine daran ist, dass das Warten meisten wirklich Zeit in Anspruch nimmt. Dies sollte auch nicht zur Lebensaufgabe werden und muss je nach Motiv abgewogen werden, in wie weit es sich lohnt zu warten. Nichts desto trotz warten wir für dieses Beispiel nun. Angenommen wir machen dies nun im Winter. Jedoch Tag ein Tag aus ist der Himmel mit einer langweiligen grauen Masse bedeckt, die weder Löcher noch Struktur aufweist. Also warten wir Woche für Woche. Bei dieser Warterei geht es nicht darum vor Ort sich die Beine in den Bauch zu stehen, denn wir sind ja nicht doof. Sondern wir machen uns den Wetterbericht zu nutze und achten darauf, wann sich die Möglichkeit ergibt, dass die passende Lichtsituation gewährleistet ist. Gespannt warten wir also auf den Tag, wo Wolkenlücken entstehen.
Eine Tages wachen wir auf und die Sonne scheint uns ins Gesicht. Ein paar wenige Wolken ziehen über das Firmament und im ersten Moment denken wir „Ach nö, wieder nichts mit Wolkenlücken und stattdessen blauer Himmel. Ist ja doof, die ganze Zeit Wolken und dann genau das krasse Gegenteil. Bringt uns ja auch nichts.“
Weit gefehlt. Alleine eine Wolke kann auf einem blauen Himmel bereits den Unterschied machen.
Wie kann das sein?
Die Sonne ist eine sehr helle Lichtquelle, die ein sehr hartes Licht bei klarem Himmel auf alles wirft, dass von diesem getroffen werden kann. Das Ergebnis sind sehr starke Reflektionen, die ebenfalls hart abgebildet werden können. Gleichzeit sind auf Grund der starken Reflektionen, Flächen welche sich unter den bereits ausgeleuchteten Flächen befinden sehr dunkel. Der chrakteristische Schlagschatten entsteht.
Bewegt sich nun eine Wolke vor die Sonne, dann wird das harte Licht gestreut und bekommt einen weichen Charakter. Schlagschatten können sich nicht mehr ausbilden. Viel mehr sind nun auch die anderen Bereiche im Motiv sichtbar, weil die Reflektionen nicht so stark sind und sich das Licht mehr auf weiter hinten angeordnete Flächen verteilt.
Kommen wir zu unserer Burg zurück. Eine Burg ist ein hartes, rustikales und charakterisches Motiv. Hier ist hartes Licht erforderlich um die Strukturen zu verstärken, die durch die entstehenden Schlagschatten richtig zur Geldung kommen. Meist stehen Burgen auf bewaldeten Hügel und weiten Landschaften, die einen landschaftlich typischen soften Charm haben. Auf Grund dieser Motivwahl wird schon klar, wo welches Licht vorhanden sein muss.
Ideal ist also, wenn die Burg direkt durch das Sonnenlicht angestrahlt wird und der Rest mit gedämpften Licht ausgeleuchtet ist. Dies führt zur rauen Charakterunterstreichung der Burg im Kontrast zu den weichen Landschaftesformen, welche durch das weiche Licht nur ausgeleuchtet werden. Genau diese Lichtsituation erhalten wir, wenn die Sonne durch ein Loch in der Wolkendecke auf die Burg scheint, und zwar nur auf die Burg. Und genau auf so etwas muss man achten in der Fotografie und wenn man darauf achten, darf man sich als Fotograf bezeichnen.
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Denn und darauf werde ich in meinen kommenden Beiträgen immer zu sprechen kommen. Nicht der Auslöser macht den Fotografen, sondern der geramte Denkprozeß bevor man auslöst, charakterisiert den Fotografen.
Nichts desto trotz kann es auch mit Glück passieren, dann man zufällig am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, beim richtigen Licht, mit dem richtigen Objektiv, das passende Motiv vor sich hat. Allerdings ist der Denkprozeß hierbei immer noch der gleiche, denn sonst sieht man nicht, dass alles passt.
Kann man nicht einfach ein Foto nehmen und es digital aufarbeiten, so dass eine Lichtsituation eingebaut wird?
Dies geht, jedoch muss mit großen Abstrichen gerechnet werden. Zum Einen wird die Lichtsituation immer künstlich wirken, denn die typischen Charakteristika, welche sich in jedem Bereich des Fotos entstehen können nicht im gesamten Umfang erfasst werden. Und zum Anderen verlieren bearbeitete Fotos durch starkes aufhellen, abdunkeln und bearbeiten der Kontraste und Sättigung an Qualität. Ein von Anfang an richtig erstelltes Foto ist durch kein digitales Produkt ersetzbar,
Gruß
Bernd
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