Servus,
ja Ihr habt richtig gelesen. Der Automatikmodus Eurer Kamera ist total fantastisch. Ernsthaft, der Automatikmodus macht nämlich genau das, was Ihr, sobald Ihr beginnt bei der Fotografie nachzudenken, nicht mehr macht. 
Worauf möchte ich hinaus?
Nimmt man eine Kamera zum ersten mal in die Hand, egal welche, ob es ein einfache Schnappschusskamera oder eine hochmoderne Highend Kamera ist. Am Anfang schaltet man sie an und drückt erst einmal auf den Auslöser.
Auf dem Monitor erscheint dann ein Foto und man denkt sich, toll es funktioniert.
Habt Ihr dabei nachgedacht? Über die Bildgestaltung? Die Blende? Den ISO-Wert? Oder die Brennweite?
Ganz bestimmt nicht. Entweder Ihr seid nach dem Auspacken durch die Wohnung, den Garten oder in den Park gelaufen und habt einfach mal rumprobiert. Ok einfach nur Fotos gemacht. Ihr wart bestimmt von den ersten Ergebnissen begeistert und wart froh das das Gerät funktioniert.
Und genau das ist faszinierend am Automatik modus. Das blinde und naive losfotografieren, sich keinen Gedanken darüber machen zu müssen, was die einzelnen, das Bild beeinflussenden Faktoren, bewirken.
Irgendwann kommt der Punkt, dass man sich fragt, wie man mehr aus seinen Fotos herausholen kann. Dann beschäftigt man sich mit dem Thema Blende, Objektive, ISO, usw..
Wenn man Pech hat und das haben so gut wie alle, nutzt man am Ende nur noch manuellen Einstellungen und verpasst das halbe Leben.
Für viele ist es sogar peinlich, wenn Sie zugeben müssten, dass sie den Automatikmodus genutzt haben oder behaupten knallhart, dass sie ausschliesslich manuell fotografieren. Ich will das gar nicht schlecht reden, denn ich will auf eine bestimmt Aussage hinaus.
Ihr verpasst ernsthaft das halbe Leben.
Ich spreche dabei aus eigener fotografischer Erfahrung. Während man damit beschäftigt ist die Kamera auf genau den Moment einzustellen, passiert so viel um einen herum. Sei es während die man sich auf den Sonnenuntergang vorbereitet läuft ein Hirsch durch das Bild, den man erst dann sieht, wenn es zu spät ist. Auch gibt es Situationen, in denen man einfach kein Foto macht, weil es ja so unprofessionell und uncool ist den internen Blitz oder zu hohe ISO-Werte zu nutzen.
Genau bei so etwas greift die Automatik und zwar absolut berechtigt und sinnvoll.
Was passiert bei der Automatik?
Bezogen auf die Motiv- und Lichtsituation ergreift die Kamera alle ihr zur Verfügungstehenden Mittel, das Foto korrekt zu belichten. Sie drückt den ISO-Wert rauf oder schaltet den internen Blitz ein oder stellt alles auf möglichst kurze Belichtungszeiten usw.. Egal was die Kamera in der jeweiligen Situation macht am Ende steht Ihr mit einem Foto da.
Ganz unabhängig davon, ob und in in wie weit das Foto technisch richtig aufgenommen wurde. Ob alle Bereiche gut ausgeleuchtet sind. Am Ende habt Ihr ein Foto von einer einmaligen Situation, die Ihr wahrscheinlich nicht fotografiert hättet, wenn Ihr nachgedenken würdet.
Und genau das ist es doch. Einmalige Momente festhalten. Perfekte Macros, Portraits oder Sonnenuntergänge mit den richtigen und passenden Kameraeinstellungen kann wirklich jeder, der sich mit der Thematik auseinander setzt.
Doch den Moment festhalten, der so atemberaubend ist und in einem Bruchteil einer Sekunde stattfindet, dass schaffen nur die, die auch einfach mal automatisch und naiv an die Fotografie herangehen. Nämlich genau so, wie Ihr es gemacht habt, als Ihr zum ersten Mal, die Kamera ausgepackt habt und völlig gedankenlos drauflos geknipst habt.
 
Nun möchte ich noch daraufeingehen, dass die Automatik natürlich ihre Grenzen hat.
Eine Kamera kann automatisch nur das aufzeichnen, was Ihr von den Ingenieuren einprogrammiert wurde. Dies hat natürlich seine Grenzen und führt dazu, dass bestimmte Bereiche im Foto nicht so festgehalten werden, wie man es sich als Fotograf gedacht hatte. Sollte dies der Fall sein und wirklich erst dann, muss darüber nachgedacht werden, wie man manuell eingreifen kann.
Ein komplett durchdachtes, geplantes und manuell eingestelltes (auch der Fokus) Foto wird einem am Ende immer besser gefallen, als ein automatisch berechnetes Foto, denn es ist so aufgenommen worden, wie es geplant wurde. Dieser Prozess benötigt jedoch mehr Zeit als wenn man die Kamera (auch der Fokus) teilweise oder alles automatisch einstellen lässt.
 
Manuell oder Semi-Automaktik?
Bei Motiven, die einem die Zeit lassen alles manuell (auch der Fokus!) einzustellen, ist das die beste Lösung.
Bewegt sich das Motiv allerdings oder könnte schneller weg sein, als mit dem Einstellen der Kamera beschäftigt ist, kann problemlos auf zu mindest Teilautomatiken zurückgegriffen werden. Prädestiniert ist hier der Blendenprioritätsmodus. Die Blende ist DAS Stilmittel in der Fotografie und sollte fast immer manuell eingestellt werden. Es gibt jedoch einen wirklich sinnvollen Modus bei Kamera und das ist der P-Modus. Im Prinzip macht dieser Modus das Gleiche wie der Vollautomatikmodus, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass der interene Blitz deaktiviert und der ISO-Wert manuell gesteuert werden kann.
Für die korrekten Einstellungen muss dann nur noch am Einstellrädchen gedreht werden und die Kamera berechnet automatisch die für die entsprechende Blende passende Belichtungszeit. Oder wenn man eher auf die Belichtungszeit achtet, die passende Blende. Im P-Modus entscheidet die Kamera also darüber, die die einzelnen Optionen zusammengemischt werden, damit die Belichtung korrekt ist. Bei den meisten Fotos wird dies ziemlich genau passen.
Sollte das Foto zu hell oder zu dunkel sein, weil die Kamera doch nicht „richtig“ belichtet hat, wie es meistens bei Schnee ist. Kann mit Hilfe der Belichtungskorrektur nachgesteuert werden. Dieses Thema werde ich jedoch separat behandeln.
 
Ich hoffe ich konnte Euch etwas animieren wieder mehr über die Fotografie nachzudenken und gleichzeitig hoffe ich, dass ich Euch von diesem Blödsinn abbringen zu können, dass es „professionell“ ist alles komplett einzustellen. Ja auch den Fokus! Denn das habe ich nicht umsonst so direkt dargestellt. Denn die meisten „manuell“ Fotografen nutzen den AUTOMATIKfokus, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie dann gar nicht komplett manuell fotografieren. 😉 😛
 
Gruß
 
Bernd